Für die Seele – ein bißchen Rilke
Ich nenne ihn den Großmeister, denn für mich ist er einer der wahren Meister der Sprache. Wenn ich Rilke lese, dann harmonisieren sich meine Gehirnhälften. So fühlt es sich zumindest an. Rilke zu lesen tut gut. Deshalb ab und zu ein paar Zeilen von ihm. Und gerade diese passen dieses Jahr und jetzt so gut. Vielen Dank für die rege Teilnahme an der Verlosung vom OvulaRing und herzlichen Glückwunsch an die beiden Gewinnerinnen T. und A.!
Nächste Woche gibt es wieder ein bißchen was Medizinisches.
Genießt den Herbst!
Dorothea
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris